Beratung von Wissenschaftlerinnen auf dem Weg zur Promotion oder HAW-Professur
Das Kooperationsprojekt How to Prof* der Region Stuttgart hat sich auf eine neue Station seiner gleichnamigen Roadshow begeben, den Empowerment Day der Baden-Württemberg-Stiftung am 04.12. in Stuttgart. Ziel der Veranstaltungsreihe ist, die Geschlechterungleichheit in der Wissenschaft und in noch männerdominierten Feldern sichtbarer zu machen sowie Frauen aus der Wissenschaft zu motivieren, ihre Karriereplanung in die Hand zu nehmen und sich zu vernetzen.
Unter dem Überthema „Raise your Voice!“ fanden sich internationale Wissenschaftlerinnen zum eintägigen Workshop zusammen. Die Themen reichten von Konfliktstrategien über Grenzensetzung und -kommunikation, Stimmtraining bis hin zu überzeugendem Auftreten.
How to Prof war mit einem Stand vertreten und bat Beratung auf dem Weg zur Promotion und Professur an einer Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) sowie eigens kreiertes Infomaterial an. Da einige Teilnehmerinnen aus dem Universitätskontext kamen, konnten neue Karrierewege eröffnet und so einige Aha-Momente verzeichnet werden.
Die Info-Broschüren mit Tipps zur Promotion und Professur an einer HAW werden in Kürze auch auf Englisch vorliegen.
*How to Prof: Ein Zusammenschluss der Hochschule Esslingen, Hochschule der Medien Stuttgart, Hochschule für Technik Stuttgart, und der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen aus dem BMBF-Projekt FH-Personal zur Förderung und Gewinnung professoralen Personals an HAWn.
Als regelmäßiger Teilnehmer der HE-Personal-Events und -Workshops, haben wir uns natürlich mit ihm ausgetauscht und freuen uns seine Einblicke in die Promotionsphase und Tipps für Promotionsinteressierte hier zu teilen.
Herzlichen Glückwunsch, Dennis! Du bist jetzt fertig mit Deiner Promotion – wie fühlt sich das an?
Vielen Dank! Die Verteidigung ist in letzter Zeit schon permanent wie ein Damoklesschwert über mir geschwebt. Das jetzt geschafft zu haben, ist ein gutes Gefühl – jetzt habe ich wieder den Kopf für andere Sachen frei. Dennoch geht der (Arbeits-)Alltag natürlich ungerührt weiter.
Was genau hast Du erforscht? Was waren Deine Kernergebnisse?
Ich habe die Abformung von Mikro- und Nanostrukturen in Flüssigsilikonkautschuk untersucht. Diesen Werkstoff kennt man von Babyschnullern, Backformen oder Küchenschabern. Durch die Funktionalisierung der Oberfläche kann man z. B. einen Lotuseffekt erzeugen, damit beispielsweise Schmutz nicht haften bleiben kann, bzw. abperlt. Ich habe erforscht, unter welchen Bedingungen die feinen Strukturen abgeformt werden können. Erfreulicherweise funktioniert das bei LSR sehr gut.
Welche Aspekte der Promotionsphase haben Dir besonders Spaß gemacht?
Fachlich gesehen fand ich das Feld der Bionik sehr spannend! Hier haben wir z. B. Schlangenhäute, Zikadenflügel und Lotuspflanzen untersucht. Allgemein haben mir die freie Arbeitsweise mit der Möglichkeit, das zu untersuchen, was mich interessiert und die Atmosphäre im Team super gefallen.
Was waren die größten Herausforderungen, mit denen Du Dich auseinandersetzen musstest?
Da ich als Doktorand an der Uni Freiburg eingeschrieben war, aber in Esslingen gearbeitet habe, waren vor allem die administrativen Dinge herausfordernd. Außerdem muss man damit klar kommen, immer nur befristet angestellt zu sein und die Gelder für eine Vertragsverlängerung durch das Stellen von Forschungsanträgen selbst einzuwerben. Dabei ist man leider sehr von der Politik und deren Haushaltsplänen abhängig.
Welche Tipps würdest Du Personen geben, die an einer Promotion an der HE interessiert sind?
Mittlerweile ist es auch möglich, über den Promotionsverband HAW zu promovieren, also direkt über eine Professorin / einen Professor hier an der HE. Das vereinfacht natürlich vieles. Allgemein hilft es, immer gelassen zu bleiben und einzusehen, dass die Mühlen der Bürokratie langsam mahlen. :)
Last but not least, wie geht es jetzt weiter?
Ich werde noch eine Zeit lang an der Hochschule arbeiten, um das Forschungsprojekt zu Ende zu bringen, auf das ich aktuell angestellt bin. Dann werde ich mir einen Job in der Industrie suchen.
Vor wenigen Wochen schloss Dr. Nico Schick, der seit einiger Zeit Lehre an der Fakultät Informatik und Informationstechnik übernimmt, erfolgreich seine kooperative Promotion ab. Sein Thema lautete "Entwurf eines künstlichen-Intelligenz-gestützten Systems zur automatisierten Erzeugung von sicherheitskritischen Fahrszenarien im Kontext der Testabdeckung von Software-Algorithmen des autonomen Fahrens". Somit hat seine Forschung auch zur Weiterentwicklung des HE-Personal-Schwerpunktes 'Autonome Systeme' beigetragen. Durchgeführt wurde das Verfahren am Institut für Intelligente Systeme (IIS) der Hochschule Esslingen mit Prof. Dr. Reiner Marchthaler als Betreuer; ebenfalls beteiligt waren die Universitäten Siegen und Freiberg sowie die FernUniversität Hagen.
Nach diesem Meilenstein hat sich der frische Titelträger bereit erklärt, Einblicke in seine Promotionsphase zu gewähren und Tipps für Promotionsinteressierte an die Hand zu geben.
Herzlichen Glückwunsch, Nico! Du bist jetzt fertig mit Deiner Promotion – wie fühlt sich das an?
Herzlichen Dank! Es ist ein zutiefst befreiendes und erfüllendes Gefühl, die Promotion erfolgreich abgeschlossen zu haben. Der Weg war anspruchsvoll und verlangte viel Ausdauer, doch das Gefühl des Erfolgs entschädigt für jede Anstrengung.
Was genau hast Du erforscht? Was waren Deine Kernergebnisse?
In meiner Promotion habe ich eine KI-gestützte Methode entwickelt, um sicherheitskritische Fahrszenarien, insbesondere Edge Cases, für die Testabdeckung autonomer Fahrzeuge zu erzeugen. Durch nachgeschaltete Verifikations- und Validierungseinheiten sowie Filtermaßnahmen werden die generierten Daten präzise auf sicherheitsrelevante Anforderungen abgestimmt. Die Methode wurde erfolgreich anhand realer und synthetischer Daten validiert, wodurch eine fahrdynamische Plausibilität und hohe Variantenvielfalt sichergestellt wurde.
Welche Aspekte der Promotionsphase haben Dir besonders Spaß gemacht?
Die enge Zusammenarbeit mit Studierenden in betreuten Abschlussarbeiten sowie die Erstellung wissenschaftlicher Publikationen, die alle in direktem Zusammenhang mit meiner Promotion standen, haben mir besonders viel Freude bereitet. Ebenso fasziniert hat mich die präzise Kalibrierung verschiedener Hyperparameter des KI-Systems, um dessen Wirksamkeit und Leistungsfähigkeit gezielt zu optimieren.
Was waren die größten Herausforderungen, mit denen Du Dich auseinandersetzen musstest?
Eine der größten Herausforderungen bestand darin, die Vielzahl unterschiedlicher KI-Algorithmen und angrenzender Methodiken aus verschiedenen Fachbereichen der Informatik und Mathematik so zu identifizieren und zu verknüpfen, dass sie effektiv zusammenwirken und qualitativ hochwertige sowie valide sicherheitskritische Fahrszenarien generieren. Die gezielte Literaturrecherche hierfür war äußerst zeitaufwendig und erforderte eine klare Strategie. Ebenso fordernd war die Kalibrierung der Hyperparameter des KI-Systems, deren komplexe Wechselwirkungen auf die Datenqualität ich schließlich mit viel Geduld entschlüsseln konnte.
Welche Tipps würdest Du Personen geben, die an einer Promotion an der HE interessiert sind?
Ich rate Promotionsinteressierten an der Hochschule Esslingen, sich zu Beginn viel Zeit für die Wahl des Themas zu nehmen. Es sollte nicht nur persönlich überzeugen, sondern auch einen klaren, umsetzbaren Lösungsansatz bieten. Ein durchdachtes Zeitmanagement ist ebenfalls unerlässlich, da eine Promotion oft mehrere Jahre umfasst – hierbei sollte man auch mit unerwarteten Herausforderungen rechnen, ohne sich davon abschrecken zu lassen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Wahl der Betreuer:innen und Gutachter:innen, denn neben der fachlichen Unterstützung ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit für den Erfolg der Promotion hilfreich.
Last but not least, wie geht es jetzt weiter?
Als Nächstes freue ich mich darauf, Zeit mit meinem neugeborenen Kind zu verbringen. Es war mir wichtig, meine Promotion bereits vor der Geburt abzuschließen, um mich nun voll auf die gemeinsame Zeit konzentrieren zu können. Darüber hinaus kann ich mir gut vorstellen, im Bereich der sicherheitskritischen Fahrszenarien weiterzuforschen, um deren Bedeutung für die Testabdeckung autonomer Fahralgorithmen weiter zu unterstreichen.
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Vielen Dank, Nico und weiterhin alles Gute, auch für Deine Familie!
Wir freuen uns über die zahlreichen Teilnahmen am Infoabend "How to Prof - Ihr Weg zur HAW-Professur", den 16.10., im Rahmen der Frauenwirtschaftstage. Von den 120 Anmeldungen wählten sich ca. 80 Personen per Zoom ein. Aus der innovativen LehrWelt der Hochschule der Medien Stuttgart konnten wir das Berufsbild einer Professorin sowie dessen Voraussetzungen und Verfahren per Online-Stream näherbringen. Dazu erhielten wir authentische Einblicke in die Karrierewege vierer herausragender Professorinnen, bei denen schnell klar wurde: Sie haben ihren Traumjob gefunden! Ihnen danken wir herzlich für das Beantworten unterschiedlicher Fragen aus dem Publikum und die dynamische Interaktion in der Gesprächsrunde.
Metropolregion Stuttgart: Wie werde ich Professor:in an einer HAW?
Unter der Überschrift „how to prof“ haben sich vier Hochschulen der Region Stuttgart im Rahmen des BMBF-Projekts FH-Personal zusammengeschlossen. Sie werben gemeinsam, um Talente auf das Berufsbild Professor:in an einer Hochschule für Angewandte Wissenschaften aufmerksam zu machen. Im Rahmen einer Roadshow können sich interessierte Studierende, Promovierende und erfahrene Wissenschaftler:innen über Wege zur Professur an einer Hochschule für Angewandte Wissenschaften informieren. Beteiligt sind neben der Hochschule Esslingen, die Hochschule der Medien Stuttgart, die Hochschule für Technik Stuttgart und die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen
Am 26.06. war das Projekt „how to prof“ beim Forschungstag der Baden-Württemberg Stiftung mit einem Stand vertreten. Es bestand zudem die Möglichkeit, sich in einen Talentepoolaufnehmen zu lassen.
Es folgen weitere Veranstaltungen, wie Infoabende: für Einsteiger:innen zum Thema Promotion und HAW-Professur - für Einsteiger:innen und Fortgeschrittene. EinOnline-Infoabend für Frauen wird am 16. Oktober, 17:00, im Rahmen der Frauenwirtschaftstage stattfinden.
Ansprechpartnerin: Hochschule Esslingen, Projekt HE-Personal, Dr. Alma Stankovic
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