Nach der Promotion streben die meisten Personen, die an der Wissenschaft interessiert sind, eine Post-Doc-Stelle an. Als Post-Doc arbeiten Sie oft an Forschungsprojekten, schreiben ggf. die Habilitation (insbesondere an Universitäten), sind in der Lehre tätig und übernehmen manchmal Gruppenleitungsfunktionen. Auch das Einwerben von Drittmitteln und Forschungsaufenthalte im In- oder Ausland gehören häufig dazu. Diese können von ein paar Monaten bis zu einem Jahr dauern.

Eine Professur ist direkt nach der Promotion in der Regel nicht möglich, es sei denn, Sie erfüllen bereits spezifische Voraussetzungen. In Baden-Württemberg findet man diese in § 47 des Landeshochschulgesetzes. Einen früheren Einstieg in eine Professoren gibt es an deutschen Universitäten inzwischen mittels der sogenannten Junior-Professuren. HAWs haben Tandemprofessuren eingerichtet. Die gesetzlichen Vorgaben und Anforderungen der betreffenden Universität bzw. HAWs regeln die Voraussetzungen eines frühen Einstiegs.

In Deutschland

Um Professor:in in Deutschland zu werden, hängt es davon ab, ob Sie an einer Universität oder einer HAW (Hochschule für angewandte Wissenschaften) tätig werden möchten:

• An Universitäten: In den meisten Fächern benötigen Sie die Habilitation, die zusätzliche wissenschaftliche Leistungen in Forschung und Lehre umfasst. Diese wird in der Regel in der sog. Post-Doc Phase erworben (siehe auch vorherige Antwort). Zudem werden die Fähigkeit zur Drittmitteleinwerbung und Ihre Forschungsleistungen (z. B. Publikationen) bei der Bewerbung berücksichtigt.
• An HAWs: Hier sind mindestens 5 Jahre Berufserfahrung erforderlich, davon 3 Jahre in der Praxis. Besonders wird auf Ihre Lehrfähigkeit geachtet, die viele Personen dadurch erlangen, indem sie Lehraufträge an einer HAW annehmen. Inzwischen gewinnen aber auch Forschungsleistungen zunehmend an Bedeutung an HAWs.

Im Ausland

Die Voraussetzungen für eine Professur im Ausland variieren je nach Land, aber in der Regel wird viel Wert auf Forschungsleistungen und Lehre gelegt. In vielen osteuropäischen Ländern ist auch eine Habilitation erforderlich.

In anderen Ländern, insbesondere außerhalb der DACH-Region, zählen vor allem Publikationsleistungen und die Fähigkeit zur Drittmitteleinwerbung während der Postdoc-Phase viel. Oft wird auch eine „2. Monografie“ (zweites veröffentlichtes Buch) als informelles Kriterium betrachtet. 

Viele Post-Docs arbeiten in Qualifizierungs- oder Tenure-Track-Stellen mit befristeten Verträgen (meist 4-6 Jahre) und haben spezifische Forschungs- und Arbeitsziele, die sie erreichen müssen, bevor sie zu einem „Full Professor“ ernannt werden. Associate Professor Stellen oder Junior-Professuren sind häufige Einstiegspositionen, die auf den Weg zur vollen Professur führen. 

In Baden-Württemberg sind die Voraussetzungen für eine HAW-Professur in § 47 Abs. 1 des Landeshochschulgesetzes festgelegt. Sie umfassen:

• ein abgeschlossenes Hochschulstudium,
• pädagogisches und didaktisches Können, typischerweise nachgewiesen durch Lehrerfahrung,
• Nachweis der besonderen Befähigung zum wissenschaftlichen Arbeiten, typischerweise nachgewiesen durch eine Promotion oder promotionsäquivalente Leistung,
• 5 Jahre Berufserfahrung, davon 3 Jahre in der Praxis außerhalb des Hochschulbereichs nach entsprechendem Abschluss.

Beim letzten Punkt ist zu beachten, dass Teilzeittätigkeiten, die mehr als 50% des Vollzeitausmaßes betragen, als voll anrechenbares Jahr für die 3 Jahre Voraussetzung gewertet werden. Das heißt, wenn Sie eine 75% Stelle für 2 Jahre in der Praxis hatten, dann eine Vollzeitstelle für ein weiteres Jahr, so kann dies als 3 Jahre Berufspraxis angerechnet werden. Wenn Sie allerdings 2 Jahre lange Vollzeit gearbeitet haben, dann aber das Beschäftigungsausmaß auf 25% für ein Jahr verringert haben, dann wird dies typischerweise als 2,25 Jahre angerechnet. Somit würden Ihnen noch ein Dreivierteljahr Erfahrung für diese Voraussetzung fehlen.

Die HE arbeitet seit 2021 im Projekt HE-Personal an der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses an der Hochschule. Im Rahmen des Projektes bietet das Team Beratungsmöglichkeiten zum Thema Promotion und Berufung. Mehr Information zu dem Projekt und die relevanten Ansprechpersonen finden Sie auf der Projektwebseite.

Ebenfalls arbeitet das Projekt im Verbund how to prof mit der Hochschule für Technik Stuttgart, der Hochschule der Medien, sowie der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen zusammen daran, regelmäßige Informationsveranstaltungen anzubieten und Infostände bei verschiedenen Messen und Veranstaltungen aufzubauen, wo Sie vor Ort mit Berater:innen aller vier Hochschulen in direkten Kontakt treten können. Sie können sich über diese Veranstaltungen informieren, indem Sie dem how to prof Verbund auf LinkedIn folgen oder sich in den how to prof Talentpool anmelden.