Prof. Wilhelm Zangerle im Alter von 102 Jahren verstorben

Maschinen und Systeme

Es kommt nur selten vor, dass Menschen ihren hundertsten Geburtstag erleben dürfen und sich dabei guter geistiger und körperlicher Gesundheit erfreuen dürfen. Bei unserem Altkollegen Wilhelm Josef Eugen Zangerle war dies der Fall. Anfang August 2021 ist Prof. Zangerle nun im Alter von 102 Jahren verstorben.

Wilhelm Zangerle wurde am 20.3.1919 in Kempten im Allgäu geboren. Vom Sommersemester 1938 bis zum Sommersemester 1939 studierte er Luftfahrttechnik an der Technischen Hochschule Stuttgart. Dann begann der Zweite Weltkrieg, an dessen Ende er bis März 1948 in amerikanischer bzw. französischer Kriegsgefangenschaft war. Im Wintersemester 1942 und im Sommersemester 1944 hatte er Studienurlaub für die Vordiplomprüfung. Vom 1948 bis 1950 studierte Wilhelm Zangerle Maschinenbau an der Technischen Hochschule Stuttgart und schloss das Studium mit der Diplomhauptprüfung ab. Im Juni 1948 heiratete er Irmgard Isenburg.

Bereits vor seinem Studium der Luftfahrttechnik absolvierte Wilhelm Zangerle in den Jahren 1937 und 1938 Praktika bei der Eisengießerei Rommel in Kempten im Allgäu sowie der Maschinenfabrik Escher-Wyss in Ravensburg. Während des Krieges war er am Flugtechnischen Institut der TH Stuttgart als Technischer Zeichner eingesetzt, in den Jahren 1943 bis 1945 als Versuchsingenieur an der Forschungsanstalt „Graf Zeppelin“ in Ruit. Zu Beginn seines Maschinenbaustudiums absolvierte er ein Praktikum bei der Maschinenfabrik Gebrüder Heller in Nürtingen, bei der er im Januar 1951 als Konstrukteur im Werkzeugmaschinenbau in das Berufsleben startete.

Am 24. Oktober 1956 bewarb sich Wilhelm Zangerle auf eine Ausschreibung für eine neu geschaffene Planstelle für das Fachgebiet Werkzeuge und Werkzeugmaschinen und zum Wintersemester 1957 begann er als hauptberufliche Lehrkraft an der Staatlichen Ingenieurschule Eßlingen. 1958 wurde er zum Staatlichen Baurat ernannt, 1961 erfolgte die Ernennung zum Staatlichen Oberbaurat. Anlässlich einer Beurteilung nach einem Jahr an der Staatlichen Ingenieurschule Eßlingen wird vermerkt: „Er ist lebhaft, gewissenhaft, zuverlässig und technisch vielseitig begabt. […] Diese schwierige Aufgabe meistert er, weil ihm neben seiner Berufserfahrung und seinen Fachkenntnissen die Gabe zur Verfügung steht, schwierige Probleme anschaulich und anregend in der Sprache des Ingenieurs zu erklären. Seine temperamentvolle Lehrmethode führt zu einem fruchtbaren Gedanken- und Erfahrungsaustausch mit den Studierenden, denen er sich in jeder Richtung mit Hingabe widmet. Herr Zangerle wird von den Kollegen wie von seinen Studierenden als Mensch, Fachmann und Lehrer geschätzt und anerkannt.“

Im Jahr 1957 wird Eva geboren, die erste Tochter von Wilhelm und Irmgard Zangerle. Drei Jahre später folgt die Geburt von Ina.  Im Jahr 1961 wird Wilhelm Zangerle die Leitung des von ihm mit geplanten Werkzeugmaschinenlaboratoriums übertragen, Anfang 1969 erfolgt die Verleihung der Bezeichnung Professor.

Im Sommersemester 1975 wird Prof. Zangerle für eine Fortbildung bei der Firma Gebr. Heller Maschinenfabrik GmbH in Nürtingen zum Thema „Automatisierte Werkzeugmaschinen sowie neue Fertigungs- und Konstruktionsmethoden“ freigestellt. In seinem anschließenden Bericht schreibt er: „Der Wert eines Industriesemesters kann deshalb nicht hochgenug veranschlagt werden. Viele, einzeln nicht aufzählbare Anregungen, können aufgenommen werde, die dann in den Unterricht, die Konstruktionsübungen und die Laborarbeit einfließen.“

Prof. Zangerle bot Schulungen für die Industrie an und war ab Oktober 1976 Dozent an der Berufsakademie. Auch an Fachtagungen nahm er teil, z.B. 1961 am Forschungs- und Konstruktionskolloquium „Werkzeug-Maschinen und Betriebswissenschaft“ an der Technischen Hochschule München, 1965 an der Dozententagung des Vereins Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken e.V. und im selben Jahr am Aachener Werkzeugmaschinenkolloquium sowie 1970 an einer internationalen Hydraulik-Ausstellung in London.

Mit Ablauf des Sommersemester 1984 wurde Wilhelm Zangerle in den Ruhestand versetzt. Er nahm aber weiter an Veranstaltungen seiner Fakultät teil. Anlässlich seines 100. Geburtstages im Jahre 2019 besuchten Prof. Helmut Hammer und Dekan Steffen Greuling den Jubilar in Nürtingen. Sie erlebten ihn in guter körperlicher und beeindruckender geistiger Verfassung.

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