Geschichte der Fakultät

Übersicht der letzten 100 Jahre

Soziale Frauenschule des Schwäbischen Frauenvereins

Im Jahr 1917 wird die Soziale Frauenschule des Schwäbischen Frauenvereins eröffnet. Deren Ursprung liegt nicht wie bei der ehemaligen Maschinenbauschule in Esslingen, sondern in Stuttgart. Am 15. September 1917 findet die Eröffnungsfeier statt. Die Gründung erfolgt auf der Gründung einer Stiftung I.M. Königin Charlotte im Betrag von 10.000 Mark. Dank großzügiger Schenkungen wird das Gründungskapital noch auf 25.000 Mark aufgestockt.

Auch die Gründung der Frauenschule fällt wie bei der Maschinenbauschule in die Zeit des ersten Weltkrieges.

Die Schule sieht zunächst eine zweijährige Ausbildung vor, die folgende Grundsätze verfolgt: Die theoretische Ausbildung soll eine allgemein sozialwissenschaftliche sein, das Aufnahmealter nicht unter 20 und nicht über 35 und Voraussetzung für die Aufnahme ist eine abgeschlossene Ausbildung auf pädagogischem, krankenpflegerischem oder hauswirtschaftlichem Gebiet oder der Besuch einer Vorbereitungsklasse. Inhaltlich ist die Ausbildung seminaristisch sowie praktisch angelegt. Staatlich anerkannt wird die neue Ausbildungsstätte am 10.01.1918.

Im Jahr 1923 wird die Soziale Frauenschule als Wohlfahrtsschule für die drei Gebiete Gesundheitsfürsorge, Jugendwohlfahrtspflege und Wirtschaftliche Fürsorge anerkannt. Hier kann man sich zur 'Wohlfahrtspflegerin' ausbilden lassen. Im Jahr 1927 wird die Zulassung männlicher "Wohlfahrtsschüler" intern diskutiert und abgelehnt.

Frauenschule für Volkspflege

Der Schwäbische Frauenverein, Träger der Stuttgarter Sozialen Frauenschule, nimmt in einer Mitgliederversammlung 1934 einstimmig die Anpassung der Vereinssatzung an die NS-Ideologie an. Die damalige Vorsitzende Emma Lautenschlager legt daraufhin ihr Amt nieder. Die neue Vorsitzende, Else Koetzle, verspricht, den Verein „im Sinne unseres Führers und zum Heil unserer Jugend“ zu führen. Ebenfalls 1934 wird die Soziale Frauenschule in „Frauenschule für Volkspflege“ umbenannt.

Anders als andere Schulen für „Volkspflege“ untersteht die Stuttgarter „Frauenschule für Volkspflege“ nicht der NS-Organisation „Nationalsozialistische Volkspflege“ (NSV), sondern bleibt in der Trägerschaft des Frauenvereins. Dieser nähert sich inhaltlich zunehmend der NS-Frauenorganisationen an. 1938 entscheiden sich schließlich die Mitglieder für die Integration des Vereins in das NS-Frauenwerk. Der Name des Vereins lautete fortan: „Deutsches Frauenwerk, Gau Württemberg-Hohenzollern Schwäb. Frauenverein e.V.“.

Ab 1938 übernimmt Dr. Margarete Junk die Leitung der Schule. 1940 erscheint das von ihr verfasste Buch „Mädelberufe in vorderster Front“, in der Union Deutsche Verlagsgesellschaft Stuttgart. Dieses Buch ist als Werbeschrift konzipiert. Angesprochen werden Schulabsolventinnen und deren Eltern.  Sie sollen ermuntert werden, sich für den Beruf einer „nationalsozialistischen Volkspflegerin“ zu entscheiden.

Mit dem Begriff der „Volkspflege“ vollzieht die Autorin Dr. Margarete Junk den Paradigmenwechsel im NS von der Wohlfahrtspflege, der Sozialarbeit, der Fürsorge, wie sie in der demokratisch verfassten Weimarer Republik entwickelt wurden, zur NS-„Volkspflege“ und führt hierzu aus: „Nur dem Gesunden, Tüchtigen und Wertvollen in unserem Volke soll unsere Fürsorge dienen (...)“. Dieser Paradigmenwechsel nimmt Einfluss sowohl auf die Lehr- als auch auf die Prüfungsinhalte der Ausbildung. Dr. Margarete Junk leitet die Schule bis 1945.

Im September 1945 wird sie aufgrund ihrer Mitgliedschaft in der NS-Frauenschaft, der NSDAP und des NS-Rechtswahrerbundes entlassen. Die Frauenschule bleibt unter kommissarischer Leitung bestehen.

Die Geschichte der „Frauenschule für Volkspflege“, wie die Soziale Frauenschule von 1934 bis 1945 genannt wurde, wird aufgearbeitet. Bisher bekannte Daten lassen auf enge Verstrickungen mit der NS-Ideologie schließen. (Die Fakultät Soziale Arbeit, Gesundheit und Pflege der Hochschule Esslingen bemüht sich um die Rekonstruktion dieser Geschichte.)

Frauenschule für Volkspflege

In den Jahren 1946 bis 1949 werden die Soziale Frauenschule und das Jugendleiterinnenseminar in einer Behelfsunterkunft im Studentenheim am Hohen Bopser untergebracht, ab 1949 dann in der Silberburgstraße 23.

Bereits 1947 wird Dr. Margarete Junk wieder zur Leiterin der Sozialen Frauenschule berufen und bleibt bis 1965 im Amt. Ihr Buch findet im Rahmen des Spruchkammerverfahrens („Entnazifizierungsverfahren“) keine Berücksichtigung. Bei ihrer Wiederbesetzung stuft die Prüfungskommission des Kultusministeriums ihre Haltung fälschlicherweise als „der nazistischen Ideologie und den Methoden des Regimes völlig abgeneigt“ ein.

Nach dem zweiten Weltkrieg treten die alten Ausbildungsordnungen wieder in Kraft und damit auch die in den 20er Jahren bereits umstrittene Dreiteilung der zweijährigen Ausbildung zur Wohlfahrtspflegerin in Jugend,- Gesundheits- und Wirtschaftsfürsorge. Aus Sicht der Direktorin Frau Dr. Junk ist die Überlastung des Stoffplanes auf Dauer nicht zu verantworten. Eigene Lektüre oder eigene Erarbeitung der Problematik für Studierende und Dozenten fällt so gut wie aus.

Das Lehrpersonal stellt einige Forderungen auf, um eine Veränderung der Situation zu bewirken. Darunter fallen beispielweise eine einheitliche Ausbildung, die Abschaffung der unterschiedlichen Vorpraktika, ein auf drei Jahre verlängertes Studium plus Anerkennungsjahr sowie viele andere Punkte. Es wird allerdings noch bis in die 60er Jahre andauern, bis die Forderungen schrittweise in Baden-Württemberg umgesetzt werden.

Soziale Frauenschule

Im Jahr 1951 steht die Überlegung im Raum, die Soziale Frauenschule an die Stadt Stuttgart oder an das Land Baden-Württemberg zu übergeben, Grund ist die schlechte Finanzlage des Vereins.
1957 wird das neu errichtete Vereinshaus Silberburgstraße 23 eingeweiht.

Im Jahr 1960 wird die Ausbildungszeit in der Sozialen Frauenschule von drei auf vier Jahre einschließlich eines Jahres Berufspraktikum verlängert.

Höhere Fachschule für Sozialarbeit

1963 bildet ein wichtiges Jahr für die Soziale Frauenschule, da sie zusammen mit dem Jugendleiterinnenseminar den Status "Höhere Fachschule" mit der Bezeichnung "Höhere Fachschule für Sozialarbeit" und "Höhere Fachschule für Jugendleiterinnen" erhalten.

Der erste männliche Mitarbeiter wird im Jahr 1965 in die Fachschule zugelassen.

Am 29. September 1967 feiert die Höhere Fachschule für Sozialarbeit ihr 50-jähriges Jubiläum.

Im Frühjahr 1969 ruft der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Höheren Fachschule für Sozialarbeit (HFS) in Stuttgart den "sozialen Notstand" aus und unterstreicht damit seine Forderung nach einer Akademisierung der Berufsausbildung im sozialen Bereich. Der Prozess der Akademisierung im Bereich der sozialen Berufe ist keine Selbstverständlichkeit, sondern einer, für den vehement gekämpft werden muss. Es werden drastische Argumente wie gestiegene Selbstmordquoten, Jugendkriminalität, Frühinvalidität und das Zusammenbrechen althergebrachter Familienstrukturen angeführt, um den Bedarf an qualifizierten und damit akademisch ausgebildeten Fachkräften in diesem Bereich zu begründen.

Die sozialen Schulen unterscheiden sich hierbei von den Ingenieursschulen, an denen keine Notwendigkeit besteht, explizit für die Umwandlung zu kämpfen. Ihre Umwandlung in Fachhochschulen ist von Beginn an vorgesehen gewesen. Bei Protesten an den Sozialen Schulen geht es um die Anerkennung und Weiterführung der Schulen, bei den Ingenieursschulen dagegen geht es nicht darum, „ob“, sondern „wie“ die Reform durchgesetzt werden soll.

Ab Mai 1970 werden alle Absolventen der Ingenieurschulen, Höheren Fachschulen und Werkkunstschulen zu jedem Hochschulstudium zugelassen.

Fachhochschule für Sozialwesen

Im Oktober 1971 spalten sich die Höhere Fachschule für Sozialarbeit und die Höhere Fachschule für Sozialpädagogik vom Schwäbischen Frauenverein ab und werden gemeinsam als "Fachhochschule für Sozialwesen" (FHS) vom Land übernommen.

Fachhochschule für Sozialwesen Esslingen

Im April 1974 zieht die FHS mit 303 Studierenden von Stuttgart nach Esslingen um, nachdem die Berufspädagogische Hochschule die für sie eigentlich vorgesehenen Räume nicht in Anspruch nimmt.
Der 'Standort Flandernstraße' wird im Mai 1974 dann feierlich eröffnet. Dieser besitzt doppelten Symbolcharakter: Zum einen repräsentiert er die jüngere Geschichte der Hochschule Esslingen, zum anderen ist seine Architektur ein passendes Anschauungsobjekt für die Bildungsvorstellungen seiner Entstehungsjahre. Es erscheint wie selbstverständlich, dass sich in diesen Gebäuden später auch technische Studiengänge befinden, obwohl es gezielt für Pädagogen errichtet wurde.
Nach dem Umzug wird die Schule in "Fachhochschule für Sozialwesen Esslingen" umgetauft.

Im Juli 1980 wird die reformierte und der staatlichen Rahmenordnung angepassten Studien- und Prüfungsordnung der FHS genehmigt. Damit wird das Fach Sozialpädagogik zum konstanten Zentralfach, die Wahlschwerpunkte können unabhängig vom Studiengang gewählt werden.

1984 werden der Fachhochschule für Sozialwesen Diensträume, Werkräume, das Audiovisuelle Zentrum und die Bibliothek der aufgelösten Pädagogischen Hochschule zugewiesen.

Fachhochschule für Sozialwesen Esslingen

Im November 1987 wird zum ersten Mal der Hochschulgrad in der weiblichen Form verliehen. Im September 1988 findet ein vielbeachtetes internationales Symposium zur Mobilen Jugendarbeit an der FHS statt. Ebenfalls im Jahr 1988 schließt die Berufspädagogische Hochschule in der Flandernstraße.

Im April 1992 wird die FHSE erstmals in das Aktionsprogramm von ERASMUS aufgenommen. Hierbei steht die Förderung von "Studentenmobilität" zwischen der Polytechnic Plymouth, der I.U.T. Grenoble, der Universität Barcelona sowie der FHS Esslingen im Vordergrund.

Im Jahr 1999 wird an der Fachhochschule für Sozialwesen der Studiengang Pflege/Pflegemanagement eingerichtet, ein Jahr später kommt die Pflegepädagogik hinzu. Die HfS versteht es als eine der ersten, sich der Akademisierung anzunehmen, um qualifiziertes Pflegepersonal zu gewinnen.

Heute gibt es an der Hochschule drei Bachelorstudiengänge und einen Masterstudiengang im Bereich der Pflegewissenschaften. Im Ranking des CHE, herausgegeben im Studienführer der ZEIT, liegen diese Studiengänge in diesem Feld in Deutschland ganz vorne.

Hochschule Esslingen

Am 1. Oktober 2006 fusionieren die beiden Esslinger Hochschulen zur neuen Hochschule Esslingen. Der Zusammenlegung gehen viele Verhandlungen sowie ein teilweise schwieriges Übergangsjahr voraus. In einem Vertrag mit 13 Punkten, der die personellen sowie finanziellen Ressourcen für die Hochschule festlegt, ist eine gute Basis für eine gute und kooperative Zusammenarbeit gelegt.

Im September 2007 wird ein neues Rektorat für den Zeitraum von 6 Jahren gewählt. Neuer Rektor wird Prof. Dr.-Ing. Bernhard Schwarz.

Der Bologna-Prozess hat auch in die Hochschule Esslingen Einzug erhalten: die von vielen Seiten mit Skepsis beachtete Umstellung der Diplomstudiengänge auf Bachelor und Master kann jedoch mit dem ersten Durchlauf als gut eingestuft werden.
Dennoch stellt die Modularisierung für die Lehrenden noch eine Herausforderung dar, der sie sich stellen müssen.

Im Dezember 2007 wird der Struktur- und Entwicklungsplan verabschiedet, der klare Vorgaben und Ziele für die Weiterentwicklung der Hochschule Esslingen enthält.

Zum Wintersemester 2008/09 nimmt die neue geschaffene Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen am Standort Göppingen ihren Betrieb auf. Gleichzeitig beginnt auch der neue Studiengang Internationales Wirtschaftsingenieurwesen.

Die Fakultät Soziale Arbeit, Gesundheit und Pflege, die bis zum 30.9.2006 Teil der selbstständigen Hochschule für Sozialwesen Esslingen ist, erfreut sich mit ihren Studiengängen großer Beliebtheit und ist stark nachgefragt. Das Platzangebot wird vollständig in Anspruch genommen, Prof. Dr. Falk Roscher führt die HfS bis zur Auflösung in 2006.

Hochschule Esslingen

Im Jahr 2010, also vier Jahre nach der Fusion der Hochschulen für Technik und Soziales lässt sich feststellen, dass sich die Hochschule Esslingen mit ihrem ingenieur,- sozial- und wirtschaftswissenschaftlichem Profil als Marke etabliert und intern zu einer gemeinsamen Identität gefunden hat.

Im Jahr 2012 wird der Struktur- und Entwicklungsplan 2013-2018 verabschiedet. Im selben Jahr werden wichtige Institutionen wie das Fraunhofer-Anwendungszentrum KEIM, das Institut für Weiterbildung wie auch die Hochschulföderation SüdWest gegründet. Als erste Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Baden-Württemberg wird die Hochschule Esslingen nach dem europäischen Umweltmanagementsystem EMAS validiert.

Auch die Nachfrage an Studienplätzen an der Hochschule Esslingen ist weiterhin hoch. Heute sind rund 6.000 Studierende  in 11 Fakultäten in 25 Bachelor- und 11 Masterstudiengängen eingeschrieben. Die enge Vernetzung der Hochschule mit der Wirtschaft und Verbänden sorgt für einen hohen Praxisbezug. Den Studierenden stehen an den drei Standorten in Esslingen-Stadtmitte, Flandernstraße und in Göppingen über 50 hochmoderne Labore zur Verfügung. Nachhaltigkeit und Umweltschutz hat an der Hochschule Esslingen einen besonderen Stellenwert. Die Hochschule Esslingen verfügt außerdem über ein exzellentes internationales Netzwerk - sie hat rund 60 Partnerhochschulen.

Im September 2013 findet ein Hochschulleitungswechsel statt. Für den Zeitraum von 6 Jahren wird Prof. Dr. Christian Maercker zum neuen Rektor gewählt.

Die Hochschule Esslingen ist immer im Trend der Zeit – und das schon seit 100 Jahren. Im Jahr 2014 wird am Standort Esslingen das 100-jährige Bestehen gefeiert.

2017 wird das hundertjährige Jubiläum der Vorgänger-Institution der Fakultät Soziale Arbeit, Gesundheit und Pflege gefeiert.

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