Der Beauftragte der Landesregierung gegen Antisemitismus und für jüdisches Leben, Dr. Michael Blume, war kürzlich zu Gast an der Hochschule Esslingen. Die Ethikbeauftragte der Hochschule, Prof. Dr. Nina Kölsch-Bunzen, hatte den Referenten eingeladen, um mit Hochschulangehörigen, Studierenden und der interessierten Öffentlichkeit über seine Arbeit zu diskutieren.
In seinem Vortrag vor rund 40 Zuhörerinnen und Zuhörern zog der Referent eine Zwischenbilanz seiner Arbeit und beantwortete anschließend über eine Stunde lang die Fragen der Teilnehmenden.
„Ich bin kein Optimist mehr, habe aber noch Hoffnung“, sagte er in Bezug auf den grassierenden Antisemitismus und zunehmenden Rassismus in der Gesellschaft. „Antisemitismus gibt es überall – mit und ohne Juden“, führte Dr. Michael Blume in seinem Vortrag aus.
Einer der Gründe für den starken Anstieg von Antisemitismus liegt nach seiner Einschätzung in den digitalen Medien , die mit einer unglaublichen Wucht auf die Gesellschaft treffen. Zusätzlich zu den sozialen Medien spiele auch die Künstliche Intelligenz seit etwa zwei bis drei Jahren eine Rolle.
„Mit jedem neuen Medium kommen antisemitische Verschwörungsmythen auf“, hat der Landesbeauftragte beobachtet.
Bildungsarbeit in Schulen und Hochschulen ist wichtig
Seinen eigenen Auftrag sieht er darin, aufzuklären, in das Gespräch zu gehen sowie Bildungsarbeit in den Schulen und Hochschulen zu leisten.
„Demokratie ist nie sicher, man muss immer kämpfen und diese verteidigen“, so seine Meinung. „Wer gegen Antisemitismus kämpft, schützt die gesamte Gesellschaft und auch sich selbst“, sagte er. „Bildung ist ein sehr wichtiges Thema“, bestätigte auch die Esslinger Ethikbeauftragte Prof. Dr. Nina Kölsch-Bunzen.
Sie sieht vor allem bei der Ausbildung von Pädagoginnen und Pädagogen in Schulen und Kindertagesstätten noch Verbesserungspotential. Dr. Blumes Plädoyer für Vielfalt, die Meinungsfreiheit und eine Strategie des Dialogs kam bei den Zuhörerinnen und Zuhörern gut an.
„Beim Thema Antisemitismus müssen die Demokraten zusammenstehen“, sagte der Referent. „Widerstand zu leisten, ist das Mindeste, was wir tun können.“
Blume plädierte jedoch auch dafür, die politische Mitte zu stärken und nicht die Extreme. Die Zwischenbilanz seiner eigenen Arbeit, in der er jeden Tag Hass abbekommt und teilweise nur mit Polizeischutz zu Veranstaltungen gehen kann, beschrieb er abschließend mit den Worten:
„Würde ich das Amt wieder antreten – ja! Es macht nicht jeden Tag Freude, aber es macht Sinn!“
Zur Person
Im März 2018 wurde Dr. Michael Blume auf Vorschlag der Israelitischen Religionsgemeinschaften Baden und Württemberg von der Landesregierung und vier von fünf Landtagsfraktionen zum bundesweit ersten Regierungsbeauftragten gegen Antisemitismus berufen. Sein Amt wurde 2024 noch einmal um die Zuständigkeit für jüdisches Leben erweitert.