Prof. Dr.-Ing. Hans Ruoß im Alter von 82 Jahren verstorben

HochschuleInside - Maschinen und Systeme

Prof. Hans Ruoß studierte nach einer Ausbildung zum Werkzeugmacher bei der Firma Eberspächer und dem Besuch der Technischen Oberschule Stuttgart nach bestandener Hochschulreifeprüfung ab dem Wintersemester 1962/1963 Maschinenbau an der Technischen Hochschule Stuttgart. Nach dem Vordiplom wurde er Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes. Das Studium schloss er 1967 mit der Diplomprüfung ab. Es folgte bis 1972 eine Assistentenzeit am Lehrstuhl für Festigkeitslehre und Werkstoffprüfung der Universität Stuttgart. Im Jahr 1971 promovierte er bei Karl Wellinger mit dem Urteil „summa cum laude“ zum Doktor-Ingenieur. Das Thema seiner Arbeit lautete „Spannungs- und Verformungszustand gekerbter Flachstäbe bei elastischer und überelastischer Beanspruchung “. Im Sommersemester 1971 übernahm Hans Ruoß einen Lehrauftrag an der Staatlichen Ingenieurschule in Aalen für die Fächer Festigkeitslehre und Schweißtechnik.

Anfang 1972 fand der Probevortrag zum Thema „Festigkeitsberechnung bei inhomogenem Spannungszustand“ an der Fachhochschule für Technik Esslingen (FHTE) statt und zum Sommersemester wurde Hans Ruoß für die Fächer Festigkeitslehre, Werkstofftechnik und Datenverarbeitung an unsere Hochschule berufen. Viele Jahre bot er als nebenberuflichen Unterricht zusätzlich einen Vorbereitungskurs Mathematik an.

Im Zusammenhang mit dem Neubau der Gebäude 9 und 10 auf dem Campus Stadtmitte engagierte er sich sehr für die Planung des Werkstoffprüflabors, das seine Anfänge 1914 im Bau 1 hatte, dann ins Knäbel-Areal verlagert wurde und dort 1984 bei einer Gasexplosion zerstört wurde. Im Jahr 1985 übernahm er die Leitung des Labors für Werkstoff- und Festigkeitsprüfung (LWF) von Prof. Günther Holzmann und behielt diese bis zum Jahr 2000, als er sie an Prof. Wolfgang Weise übergab.

Neben seinen Lehraufgaben in Esslingen engagierte sich Hans Ruoß in den Jahren 1988 bis 1990 auch beim Aufbau des Studienganges Maschinenbau-Fertigungssysteme (MS) am neu gegründeten Hochschulstandort Göppingen.

Von 1996 bis 2000 war Hans Ruoß der erste Dekan der neuen Fakultät Maschinenbau, die aus der Fusion der früheren Fachbereiche Maschinenbau-Energietechnik (ME), Maschinenbau-Produktionstechnik (MP) und Maschinenbau-Fertigungssysteme (MS) entstand. Sein Dekanat war eine Zeit großer Veränderungen: Neben der Fusion und dem damit verbundenen Umzug von MS nach Esslingen wurde ein neues Curriculum des Maschinenbaus mit der Einführung von Projektarbeiten entwickelt, das Labor für Konstruktion und Simulation gegründet und 1998 der erste Industrietag auf dem Campus Stadtmitte durchgeführt. Dank seiner Integrationskraft war dies eine sehr erfolgreiche Zeit für den Maschinenbau.

Prof. Hans Ruoß war stellvertretender Vorsitzender des ersten Hochschulrats der FHTE, Stipendien- und Auslandsbeauftragter. Diejenigen, die mit ihm zusammenarbeiteten, beschreiben ihn als zielstrebig, präzise, konsensorientiert und bescheiden. Seine Studierenden und auch Kolleginnen und Kollegen erinnern sich an seine vorbildlichen Tafelanschriebe und daran, dass er dazu in der Lage war, mit der rechten Hand Text und Gleichungen an die Tafel zu schreiben, während er mit der linken Hand einen Mohrschen Spannungskreis zeichnete. Aktuellen Studierenden ist er durch das Buch „Festigkeitslehre – Grundlagen“, das er zusammen mit Prof. Lothar Issler und Prof. Peter Häfele schrieb, zumindest vom Namen her bekannt.

Meine erste Begegnung mit Prof. Ruoß hatte ich bei der Feier zu seinem Ausstand in S10.107, vermutlich war es im Juli 2007. Ich hatte erst wenige Tage zuvor an der Hochschule Esslingen begonnen und war doch schon auf einer der Folien erwähnt, die Hans Ruoß präsentierte. Sie zeigte ein Balkendiagramm. Auf der Abszisse war die Anzahl der absolvierten Semester an der Hochschule aufgetragen und auf der Ordinate die Anzahl der Kolleginnen bzw. Kollegen, die diese Semesterzahl erreicht hatten. Ganz rechts im Diagramm stand ein Kollege mit 70 Semestern, Prof. Ruoß, und ganz links ein Professor mit null Semestern – ich. An die Verteilung dazwischen kann ich mich nicht mehr erinnern. Aber zu Beginn des Wintersemesters 2007/2008 waren mit Alexander Friedrich, Andreas Fritz, Wolfgang Guth, Ulrich Walter und mir dann fünf Professoren mit null Semestern in der Fakultät und Hans Ruoß nach 35 Jahren an der Hochschule im Ruhestand.

In der Vorbereitung der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag der Fakultät Maschinenbau am Standort Esslingen im Jahr 2014, die Wurzeln in Stuttgart reichen bis zum Jahr 1868 zurück, engagierte Hans Ruoß sich sehr. Zu der zu diesem Anlass herausgegebenen Festschrift, die die geschichtliche Entwicklung der Fakultät sehr detailliert darstellt, hat er vieles beigetragen. Deutlich zu erkennen war seine Begeisterung für grafische Gestaltung. Zusammen mit Prof. Helmut Hammer veröffentlichte er „Wie die Maschinenbauschule von Stuttgart nach Esslingen kam“ – Aufzeichnungen von Frieda Jacob, sowie einen „Rückblick auf die ersten 50 Jahre der Hochschule Esslingen“. Frieda Jacob war die Privatsekretärin des Kommerzienrats Paul Dick, der die Verlagerung der Maschinenbauschule von Stuttgart nach Esslingen maßgeblich vorantrieb.

Seit der gemeinsamen Arbeit an der Festschrift hatten wir zu seinem Geburtstag sowie zu Weihnachten regelmäßig Kontakt. Seine Weihnachtskarten, selbst gestaltet und meist mit Motiven aus Aichschieß, gehörten zum Ende eines Jahres dazu. Im Jahr 2016 erkrankte Prof. Ruoß schwer, konnte sich aber davon zumindest teilweise wieder erholen. Feiern der Fakultät Maschinenbau und später Maschinen und Systeme blieb er von dieser Zeit an fern. Die Einladungen dazu beantwortete er aber stets und bat darum, die Fakultät von ihm zu grüßen.

Am 22. Oktober 2024 verstarb Prof. Hans Ruoß. An der Trauerfeier mit anschließender Beerdigung in Aichschieß nahmen auch aktuelle und ehemalige Mitglieder unserer Hochschule teil. Die Hochschule und die Fakultät verlieren mit Hans Ruoß einen außerordentlich engagierten und prägenden Kollegen.

Steffen Greuling 2024

apply

Interesse geweckt? Bewirb dich! für das Wintersemester 2025/2026

Ihre persönliche AnsprechpersonMelden Sie sich bei

Maschinen & Systeme

Tel: +49 711 397-33 51
E-Mail: maschinen.systeme@hs-esslingen.de
Nachricht senden