Nachdem ich von meinem Auslandssemester so begeistert und überzeugt war, wollte ich erneut ähnliche Eindrücke und Erfahrungen sammeln. Da jedoch aus zeitlichen Gründen ein zweites längeres Auslandssemester für mich nicht möglich war, kam das Angebot, an einem BIP auf Kreta teilzunehmen, wie gerufen. BIPs sind Kurzprogramme zu einem fachlichen Thema, die in der Regel einen fünftägigen physischen Aufenthalt und virtuelle Komponenten umfassen. Die Programme finden an Erasmus-Partnerhochschulen statt. Es werden mindestens 3 ECTS erworben. Das BIP auf Kreta fand bereits zum zweiten Mal statt. Die Hochschule Esslingen wird voraussichtlich auch 2025 wieder Plätze für Studierende der Fakultät Maschinen und Systeme erhalten. Die Teilnahme wird aus dem Europäischen Bildungsprogramm Erasmus+ gefördert. Ich nahm die Chance, an dem BIP teilzunehmen, sofort wahr – und habe diese Entscheidung in keiner Weise bereut. Im Folgenden möchte ich meine Eindrücke und Erfahrungen von diesem kurzen, aber sehr gelungenen Aufenthalt teilen.
Formalitäten
Die Teilnahme an einem BIP erfordert einige organisatorische Schritte im Vorfeld, die jedoch weniger umfangreich sind als bei einem klassischen Auslandssemester. Besonders wichtig war es, sich frühzeitig auf einen Platz zu bewerben. Wer das Glück hatte, eine Zusage zu erhalten, musste anschließend einige Dokumente ausfüllen und im Outgoing-Portal hochladen. Zu den wichtigsten Schritten gehörte die Beantragung des Erasmus-Stipendiums, das zur Finanzierung der Anreise und teilweise des Aufenthalts auf Kreta diente. Die organisatorischen Anforderungen waren in den E-Mails unseres International Office klar und gut verständlich beschrieben, so dass der gesamte Prozess reibungslos und unkompliziert ablief (wenn man seine Emails regelmäßig checkt). Ein weiterer wichtiger Schritt in der Planung war die Organisation der Anreise, die von jedem Teilnehmer selbstständig durchgeführt werden musste. Alle Teilnehmer reisten per Flugzeug an. Die Kosten dafür wurden durch das Erasmus-Stipendium abgedeckt. Ein weiterer erwähnenswerter Punkt betrifft die Unterrichtssprache. Die Vorlesungen fanden auf Englisch statt. Es ist daher hilfreich, gute Englischkenntnisse mitzubringen, um dem Unterricht folgen zu können. Die Kommunikation auf Englisch lief insgesamt sehr unkompliziert und es gab jederzeit Unterstützung, falls Sprachbarrieren auftauchten.
Wohnen und Aufenthalt auf Kreta
Nach der Landung am Flughafen Heraklion ist die Weiterreise zur Unterkunft unkompliziert. Die Bushaltestelle befindet sich nur wenige Schritte vom Flughafen entfernt. Ihr könnt die Tickets, die für Studierende nur 1 Euro kosten, entweder direkt im Bus oder am Verkaufsstand neben der Haltestelle kaufen. Der Bus bringt euch direkt zur Unterkunft, die zwei Haltestellen hinter der Hellenic Mediterranean University liegt (Bushaltestelle: Elmepa). Am studentischen Wohncampus angekommen, werdet ihr von dem Campuspersonal direkt mit den Schlüsseln in euren Zimmern untergebracht. In der Regel teilen sich zwei Studierende ein Zimmer. Die Zimmer sind praktisch ausgestattet und bieten alles, was man für den Aufenthalt benötigt: Betten, Schreibtische, Schränke sowie ein eigenes Badezimmer mit Dusche und Toilette. Auch Bettzeug und Handtücher wurden zur Verfügung gestellt. Eine Klimaanlage war vorhanden, allerdings für uns in jedem Zimmer dauerhaft ausgeschaltet.
Programmablauf
Das Ziel des Kurzzeitaufenthalts ist es, Studierenden innerhalb kurzer Zeit einen internationalen Austausch an einer Partnerhochschule zu ermöglichen. Dabei sollen sie nicht nur akademisches Wissen erwerben, sondern auch Einblicke in die Abläufe und Regularien der Hochschule im Ausland erhalten. Dies kann den Studierenden helfen, von unterschiedlichen Lehr- und Organisationsstrukturen zu profitieren. Neben dem Studium wird zudem großer Wert daraufgelegt, tiefere Einblicke in die Kultur des Gastlandes zu ermöglichen. Das aktuelle BIP-Programm trug den Titel „Additive Manufacturing: Design and Processing“. Ziel des Lernprogramms war es, uns Studierende mit den wesentlichen Aspekten der additiven Fertigung vertraut zu machen. Der Schwerpunkt lag dabei auf "Design for Additive Manufacturing" (DfAM, der Gestaltung zellularer Strukturen und der Einführung in verschiedene additive Fertigungsverfahren. Das Programm erstreckte sich über fünf Tage, von Montag bis Freitag, und beinhaltete sowohl Vorlesungen als auch praktische Anteile. Neben den regulären Lehrveranstaltungen, die von unserem betreuenden Professor an der Gasthochschule gehalten wurden, fanden sowohl Gastvorträge zu verschiedenen Themen rund um die additive Fertigung, als auch Firmenbesuche statt. Ein wesentlicher Teil des Lernprogramms war die praktische Anwendung des erlernten Wissens. In Gruppenarbeiten sollten wir ein frei wählbares Objekt entwickeln, das eine Funktion und einen Nutzwert aufweisen sollte. Dabei lag der Fokus darauf, das Objekt so zu gestalten, dass es für die additive Fertigung optimiert war (Design for Additive Manufacturing). Die Vorteile der additiven Fertigung sollten dabei bestmöglich genutzt werden. In den parallel stattfindenden Laborphasen wurde uns zudem der Umgang mit speziellen Software-Tools vermittelt. Durch diese konnte das konzipierte Bauteil strukturell optimiert werden, um es für die additive Fertigung noch besser anzupassen. Nach der Optimierung wurde das Bauteil anschließend im 3D-Druckverfahren hergestellt und die Ergebnisse praktisch getestet.
Persönliche Wertung des Auslandsaufenthalts
Trotz der kurzen Dauer konnte ich während des Aufenthalts auf Kreta viel Neues lernen. Nicht nur das akademische Wissen, sondern auch die kulturellen Eindrücke wurden intensiv gefördert. Die Kombination aus Vorlesungen, Lernen und anschließender Freizeit am Strand bot uns eine ganz neue Art, das Studium zu erleben. Diese für uns ungewohnte Erfahrung haben wir schnell schätzen gelernt und waren fasziniert davon. Ich bin überzeugt, im Namen aller Teilnehmenden zu sprechen, wenn ich sage, dass sich die Teilnahme in jeder Hinsicht gelohnt hat. Ein besonderer Dank geht an unseren Professor Ioannis Ntintakis und seine Doktoranden, die uns nicht nur mit Wissen, sondern auch jeden Morgen mit einem leckeren Frühstück vor den Vorlesungen versorgt haben. Ebenso bedanken möchte wir uns bei unserem International Office für die hervorragende Organisation und beim International Office der Gasthochschule, für die gesponserten Restaurantbesuche, bei denen wir die griechische Küche für uns entdeckt haben, sowie für den großartigen Ausflug zur archäologischen Stätte in Knossos. Vielen Dank!