Reallabor Schorndorf

Das Forschungsprojekt Reallabor Schorndorf entwickelte zwischen 2016 und 2019 ein bedarfsgerechtes und nutzerorientiertes System für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), bei dem vom Nutzer über Smartphone, Internet oder Telefon der Fahrtwunsch mitgeteilt und die Busroute effizient und flexibel nach den Fahrtwünschen der Nutzer durchgeführt wurde. Parallel wurde unter maßgebender Beteiligung der ehemaligen Fakultät Fahrzeugtechnik der Hochschule Esslingen ein Fahrzeugkonzept erstellt, dass die aus dem bedarfsgerechten Ansatz resultierenden, veränderten Randbedingungen in besonderer Weise berücksichtigte.

 

Hintergrund

Schorndorf ist eine für den Ballungsraum Stuttgart typische, mittelgroße Stadt mit etwa 40.000 Einwohnern und einem hohen Anteil des Autoverkehrs. Drei innerstädtische Buslinien fahren morgens und nach Feierabend Pendler und Schüler sowie vor- und nachmittags Anwohner im ½- oder 1-Stunden-Takt zwischen zentral gelegenem Bahnhof und Einkaufszone und den angrenzenden Wohngebieten. Dies sind zumeist ältere Personen oder ein Elternteil mit kleineren Kindern.

In den Hauptverkehrszeiten sind die großen Busse voll besetzt, in den Nebenverkehrszeiten verkehren Sie weitgehend leer zwischen enger Wohnbebauung mit zum Teil langen Wartezeiten beim Zu- und Umstieg. Das macht den öffentlichen Nahverkehr im Vergleich zum Individualverkehr für Nutzer und Anwohner unattraktiv.

Ziele

Ziel des Projektes ist die Erarbeitung eines neuen Konzepts das folgende Fragen beantworten soll:

  • Wie kann die Attraktivität des ÖPNV gesteigert werden?
  • Wie können die Nutzer zu Co-Designern im Entwicklungsprozess aufgebaut und kontinuierlich eingebunden werden?
  • Wie kann ein an die Bedürfnisse der Nutzer angepasstes Bedienkonzept für den ÖPNV aussehen?
  • Wie kann ein innovatives Fahrzeug für den Einsatz im neuen Bedienkonzept aussehen?

Reallabore BW - Was ist ein Realabor?

In Reallaboren  wird die Forschung und Entwicklung direkt im wahren Leben durchgeführt – Wissenschaftler, Praktiker und Gesellschaft arbeiten zusammen an der Erforschung von Problemen, der Erarbeitung von Lösungen und deren Prüfung in realem Umfeld.  

Seit Anfang 2015 werden diese neuartigen Modelle vom Wissenschaftsministerium des Landes Baden Württemberg  mit in Summe 15 Mio. Euro gefördert. Das Reallabor Schorndorf erhält aus dem Förderprogramm Reallabor Stadt mit ca. 1,2 Mio. Euro über einen Zeitraum von drei Jahren.

Projektpartner

Im Projekt "Reallabor" arbeitet die Fakultät Fahrzeugtechnik der Hochschule Esslingen mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), dem Zentrum für Interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung (ZIRIUS) der Universität Stuttgart, Mercedes-Benz VansStadt Schorndorf, dem Busbetreiber Knauss Linienbusse und dem Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) sowie im Rahmen der Partizipation die Bürger Schorndorfs zusammen. Koordiniert wird das Projekt durch das DLR. Ein Projekt-Beirat begleitet das Projekt.

Teilprojekte

Das interdisziplinäre Projekt Reallabor Schorndorf setzt sich aus drei Teilprojekten zusammen.

Teilprojekt Partizipation – Wie können die Bürger Schorndorfs kontinuierlich den Entwicklungsprozess mitgestalten?

Die Schorndorfer Bürger als „Co-Designer“ werden bereits bei der Anforderungsdefinition in das Projekt miteinbezogen und begleiten die Entwicklung von Bedien- und Fahrzeugkonzept kontinuierlich über das gesamte Projekt. Dies geschieht durch Workshops, Diskussions- und Experimentierrunden, Befragungen und Informationsstände sowie bei der Einführung, Erprobung und Evaluation der Konzepte im Testbetrieb.

Teilprojekt Bedienkonzept – Wie funktioniert ein an den Bedürfnissen der Nutzer orientiertes Bedienkonzept im ÖPNV?

Über eine Smartphone-App, Internet oder telefonisch meldet der Fahrgast seinen Fahrtwunsch mit Abfahrts- und Zielort sowie Abfahrts- und Ankunftszeiten und speziellen Anforderungen wie z.B. barrierefreiem Fahrzeugzugang an. Das System berechnet eine möglichst effiziente Fahrtroute mit kundenfreundlichen kurzen Warte- und Fahrtdauern sowie umweltgerechter und wirtschaftlicher Auslastung der Fahrzeuge.

Teilprojekt Fahrzeugkonzept – Welche Gestalt hat ein innovatives, auf den bedarfsgerechten ÖPNV angepasstes Fahrzeugkonzept?

Das Teilprojekt befasst sich zu Beginn des Forschungsprojekts mit der Fahrzeugbereitstellung für den Testbetrieb in Schorndorf. Für das nutzergesteuerte Betriebs- und Bedienkonzept der Zukunft wird zusammen mit dem Institut für Fahrzeugkonzepte des DLR und den späteren Nutzern ein innovatives, bedarfsgerechtes Fahrzeugkonzept entworfen.

Ausblick

Das neuartige software-basierte Betriebskonzept wird im Laufe des Jahres 2017 entwickelt und in ersten Testläufen geprüft. Die Einführung im bedarfsgerechten Linienverkehr und somit im Praxisbetrieb, wird zum Fahrplanwechsel 2017/18 stattfinden. In den nächsten Monaten sollen Erfahrungen mit den Fahrzeugen im bestehenden Linienbetrieb gesammelt werden.

Der Abschluss der Konzeptphase steht kurz bevor, für den nächsten Projektabschnitt sollen die vorliegenden Ergebnisse zunächst bewertet und die Anforderungen ggfs. überprüft werden. Wertvoll und neuartig ist bei diesem Vorgang besonders die Einbindung der Bürger und Fahrzeugnutzer durch das genannte Teilprojekt „Partizipation“. Mitte 2017 findet der Übergang in die Entwurfsphase und damit die Ausarbeitung und Detaillierung ausgewählter Konzepte statt. In der abschließenden Projektphase ab 2018 sollen Modelle der ausgearbeiteten Lösungen in geeigneten Maßstäben (1:10 oder 1:1) erstellt werden.


Ansprechpartner Hochschule Esslingen

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