Spektrum_HS_Esslingen - page 54

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spektrum 46/2018
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INTERN
In bundesweit breit angelegten Befragungen von Exmatrikulier-
ten haben Heublein et al. im Verlauf der letzten Jahre das Phäno-
men des Studienabbruchs untersucht. Dabei wurde nach Grün-
den gefragt, zentrale Einflussfaktoren für Studienerfolg wurden
deutlich und Risikogruppen unter den Studierenden konnten
identifiziert werden. Es entstand eine Datenbasis, die es erlaubt,
Handlungsoptionen für präventive und begleitende Maßnahmen
abzuleiten, um Studienerfolgsquoten langfristig zu erhöhen.
Für das Ministerium für Wissenschaft,
Forschung und Kunst Baden Württem-
berg (MWK) sind diese Erkenntnisse
handlungsleitend für die Auflage des För-
derprogramms Strukturmodelle in der
Studieneingangsphase. Das Projekt [HEl-
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H
ochschule
E
sslingen:
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e-
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rientieren“ wird im Zeitraum von
Januar 2017 bis März 2019 von der Zent-
ralen Studienberatung umgesetzt.
ABBRUCHRATE BEI ETWA 27%
Etwa 27% aller Studierenden in den Bachelor-Programmen an
Hochschulen für angewandte Wissenschaft brechen ihr Studium
ab. Diese Zahl veröffentlichte das Deutsche Zentrum für Hoch-
schul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) im Juni 2017. Et-
was mehr als ein Viertel aller Studienanfänger verlässt also das
Hochschulsystem ohne einen akademischen Abschluss. Dabei
schwanken die Abbruchquoten hinsichtlich Hochschulart und
Fachbereich zum Teil erheblich. Studienfachwechsel oder Wech-
sel an eine andere Hochschule machen sich in den einzelnen
Studiengängen zusätzlich als Schwund bemerkbar, stellen jedoch
in der Definition der Autoren der Studien keinen Abbruch dar.
Diese Zahlen werden im gesellschaftlichen und politischen Dis-
kurs häufig als zu hoch empfunden, auch wenn sie im OECD
Durchschnitt liegen (vgl. Isleib & Heublein, 2017, S. 514).
ZAHLREICHE ABBRUCHURSACHEN
Ein Studienabbruch hat vielfältige Ursachen und stellt sich im
Einzelfall als komplexer Prozess dar.
STUDIENABBRÜCHE VERMINDERN: EIN GUTER START INS
STUDIUM IST BEDEUTEND
CHRISTEL ALTHAUS, ANNEMARIE GRAFFÉ , KRISTINA SCHILLER
Die Entscheidung, ein Studium ohne Abschluss zu beenden, wird
durch eine Vielzahl äußerer und innerer Faktoren bedingt, bei-
spielsweise von vor-hochschulischen Erfahrungen, von der sozia-
len Herkunft sowie von Anpassungsschwierigkeiten in der Phase
des Übergangs und Studieneinstiegs.
Aus Hochschulsicht stellen zunehmende Pluralisierung von Le-
benslagen und individualisierte Lebensverläufe die Lehre vor die
Herausforderung, einer heterogener werdenden Studierenden-
schaft gerecht zu werden und zugleich den hohen Qualitätsan-
spruch zu wahren. Wie schnell hohe Leistungsanforderungen,
Finanzierungs- oder Vereinbarkeitsprobleme, unklare Motivation
und eine mangelnde Passung zwischen Studierenden und den
hochschulischen Bedingungen in dieser Übergangsphase zu in-
dividuellen Krisen führen, zeigt sich in der Arbeit der Zentralen
Studienberatung immer wieder. Die Studien belegen, dass die
genannten Aspekte im Prozess der Entscheidung für einen Stu-
dienabbruch von Exmatrikulierten häufig als ausschlaggebend
angeführt werden. Weiterhin zeigt sich, dass die Beurteilung der
Betreuung im Studium und eine gelungene soziale Integration an
der Hochschule Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit eines Studie-
nabbruchs haben (vgl. Isleib & Heublein, 2017, S. 525). Isleib und
Heublein stellen fest, dass
„der Vor- und Frühphase des Studiums
[..]
eine starke Bedeutung für präventive Maßnahmen
[zukommt.]
[...]
Haben sich bestimmte Problemlagen im Studium schon ver-
festigt, ist die für den Studienerfolg notwendige Passung zwischen
Individuum und Institution schwieriger oder unter Umständen gar
nicht mehr zu erreichen“
(ebd., S. 518). Somit liegt es im Interesse
der Hochschule, den eigenen Handlungsrahmen zu nutzen, um
adäquate Maßnahmen zur Prävention von Studienabbrüchen zu
entwickeln und zu erproben.
FRÜHZEITIG ENTGEGENWIRKEN
Mit vielfältigen Angeboten leistet die Zentrale Studienberatung
einen Beitrag.
Die Wahl des geeigneten Studienfaches und die neue Lebenssitu-
ation als StudentIn stellen für die jungen Menschen Herausforde-
rungen dar, bei deren Bewältigung unterstützende Angebote für
die heutige Studierendengeneration notwendig sind. Insbeson-
Prof. Christel Alt-
haus
ist Leiterin der
Zentralen Studien-
beratung der Hoch-
schule Esslingen.
Annemarie Graffé
ist Studienberaterin
in der ZSB,
Kristina
Schiller
ist im
[HEllo!-Projekt tätig.
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