Spektrum_HS_Esslingen - page 51

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spektrum 46/2018
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INTERN
die jüngeren Generationen immer häufiger als desinteressiert
am bürgerschaftlichem Engagement wahrgenommen. Auch
große soziale Organisationen bemängeln die ehrenamtliche
Beteiligung. Hierzu im Widerspruch stehen jedoch statistische
Erhebungen (zum Beispiel der Freiwilligensurvey der Bundesre-
gierung), die einen allgemeinen Zuwachs der ehrenamtlichen
Beteiligung aufweisen. 2014 waren in Deutschland 44% der
über 14-Jährigen ehrenamtlich tätig. Im Zeitraum von 1999 bis
2014 erfolgte eine Steigerung von 10%. Der typische Ehrenamt-
liche ist mittleren Alters, hat ein gehobenes Bildungsniveau, ist
berufstätig und hat ein überdurchschnittliches Einkommen. Als
klassische Einsatzgebiete für ein ehrenamtliches Engagement
können insbesondere Sport, Soziales und Kultur genannt wer-
den. Hierbei sind vor allem kleine Vereine beliebt. Dies lässt sich
durch den Wandel der Motivation, eine ehrenamtliche Tätigkeit
auszuführen, erklären. Es lassen sich grob drei Motivationen
unterschieden: Interessenorientierung, Geselligkeitsorientierung
und Gemeinwohlorientierung. Hierbei lässt sich sagen, dass frü-
her insbesondere aufgrund der Gemeinwohlorientierung ein Eh-
renamt aufgenommen wurde. Da heutzutage von Firmen zuneh-
mend social skills gefordert werden, lässt sich vermuten, dass die
Interessensorientierung zunimmt. Auch bei einer Bewerbung für
einen Studienplatz können vorhandene social skills die Chancen
auf eine Zusage erhöhen.
WAS BEDEUTET FREIWILLIGENMANAGEMENT?
Freiwilligenmanagement umfasst eine professionelle Einfüh-
rung und Begleitung. Durch diese können die Ehrenamtlichen
Rückmeldungen erhalten, sodass die erlebten Ereignisse und
Eindrücke reflektiert werden. Dies soll zu einer Bewältigung des
Alltags sowie zur Verarbeitung von Problemen und Schwierigkei-
ten führen. Ebenso soll eine positive Entwicklung und Reifung
der Ehrenamtlichen ermöglicht werden,
indem die Anleitung zum Beispiel fachli-
ches Wissen vermittelt, Hilfestellung bei
der Umsetzung von Wissen in die Praxis
bietet und zur Reflexion des eigenen Han-
delns einlädt. Bei den Aufgaben der An-
leitung ist zu beachten, dass diese zuvor
mit allen Beteiligten besprochen werden,
sodass alle Vorstellungen berücksichtigt
werden und alle mit der Vorgangsweise
einverstanden sind.
WIRTSCHAFTLICHE UNTERNEHMEN
ALS „ENGAGIERTE BÜRGER“?
In der Regel finden Ehrenämter in der Frei-
zeit statt. Allerdings existieren auch Mo-
delle, innerhalb deren das Engagement
in die Arbeit miteingebunden werden
kann, wie zum Beispiel beim „Corporate
Citizenship“. Als Corporate Citizenship
wird das koordinierte Engagement eines
Unternehmens bezeichnet, welches auf
die Lösung gesellschaftlicher Probleme mittels einer bestimmten
Strategie abzielt. Dabei tritt das Unternehmen als „BürgerIn“ in
Prof. Dr. rer. soc.
M.A. Heinz Bartjes
lehrt an der Hoch-
schule Esslingen in
der Fakultät Soziale
Arbeit, Gesundheit
und Pflege. Seine
Fachgebiete sind
unter anderem
Ehrenamt und
Bürgerschaftliches
beziehungsweise
freiwilliges Engage-
ment.
Natalie Brosi,
Amelie Drechsel,
Nathalie Gellert,
Lena Sichler, Sandra
Strobel und Vanessa
Wäschle
studieren
an der Hochschule
Esslingen im Bache-
lor-Studiengang So-
ziale Arbeit.
Franzis-
ka Haas und Ysabell
Knoblauch
haben ihr
Bachelor-Studium
bereits beendet.
1...,41,42,43,44,45,46,47,48,49,50 52,53,54,55,56,57,58,59,60,61,...84
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