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spektrum 46/2018
BLICKPUNKT
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„DESIGN MIT SYSTEM“
ALEXANDER MÜLLER, STEFANIE BEYER, JANA WELLER
In der Fakultät Fahrzeugtechnik der Hochschule Esslingen
wird im Rahmen des Forschungsprojekts „Reallabor Schorn-
dorf“ ein Fahrzeug entwickelt, welches den Anforderungen, die
aus einem bedarfsgerechten und flexiblen Betrieb resultieren,
im besonderen Maße gerecht wird.
Von zentraler Bedeutung ist bei der
Fahrzeuggestaltung neben einer hohen
Funktionalität auch ein ansprechendes
formalästhetisches Erscheinungsbild,
das von einem breiten Nutzerspektrum
positiv erkannt werden soll. Dieser
Beitrag soll einen Überblick über die
systematische Design-Entwicklung ei-
nes im öffentlichen Personennahverkehr
(ÖPNV) eingesetzten Fahrzeugs geben.
FAHRZEUGKONZEPTION ALS
INTEGRALER BESTANDTEIL EINES
NEUARTIGEN MOBILITÄTSKONZEPTS
Ziel des öffentlich geförderten For-
schungsprojekts Reallabor Schorndorf ist
es ein neuartiges, bedarfsgerechtes und
nutzerorientiertes System für den öffent-
lichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu
entwickeln, bei dem das Transportfahr-
zeug in Abhängigkeit der individuellen
Fahrtwünsche effizient, flexibel und lokal
emissionsfrei durch ein Stadtquartier in
Schorndorf gelenkt wird [1]. In der Fol-
ge wird es im betroffenen Stadtgebiet in
Summe mehr Haltepunkte geben. Der anspruchsvolle ÖPNV-
Nutzer schätzt kurze Fahrzeiten und legt Wert auf ein anspre-
chendes Erscheinungsbild des Transportfahrzeugs. Folglich kön-
nen nur wenige Haltepunkte angefahren werden, eine geringe
Personenkapazität des im bedarfsgerechten ÖPNV eingesetzten
Fahrzeugs wird jedoch ausreichend sein. Aufgrund von vorliegen-
den betriebswirtschaftlichen Erfahrungswerten bezüglich kleiner
Transportfahrzeuge im bedarfsgerechten Betrieb hat nur der au-
tonome Fahrzeugbetrieb Aussicht auf Rentabilität [2]. In der Folge
wird für das Forschungsprojekt Reallabor Schorndorf die Entwick-
lung eines barrierefreien, elektrisch und autonom betriebenen
und ansprechenden Transportfahrzeugs, das für den Einsatz als
bedarfsgerechter Quartiersbus vorgesehen ist, als Ziel definiert.
FAHRZEUG-DESIGNENTWICKLUNG ALS INTEGRALER
BESTANDTEIL DER FAHRZEUGKONZEPTION
Die Fahrzeugnutzung wird über das Basisschema des techni-
schen Designs beschrieben. Als Ausgangspunkt der Mensch-
Fahrzeug-Beziehung kann das Fahrzeug selbst angesehen wer-
den, dessen Gestalt vom Nutzer wahrgenommen wird. Auf
dieser Basis kann ein Erkennungsvorgang angestoßen werden,
indem die Wahrnehmungsinhalte beispielsweise mit individuel-
len Erfahrungswerten abgeglichen werden. Der Erkennungsvor-
gang führt zu einer individuellen und emotionalen Bewertung des
Fahrzeugs und hat entscheidenden Einfluss auf das Verhalten des
Nutzers gegenüber dem Fahrzeug (Abbildung 1). Es wird deut-
lich, dass ein ansprechendes formalästhetisches Erscheinungs-
bild eines Fahrzeugs einen grundlegenden Einfluss auf dessen
Nutzwert hat.
Abb. 1: Basisschema des technischen Designs. [3]
Im vorliegenden Fall werden bei der Gestaltung des Transport-
fahrzeugs so genannte „konkrete“ und „analoge“ Erkennungsin-
halte berücksichtigt. Die konkreten Erkennungsinhalte betreffen
neben der formalen Qualität einzelner Formelemente, Leitprin-
zip „weniger ist mehr“, auch formale Ordnungsprinzipien wie
zum Beispiel Proportionen, Form-Zentrierungen, Symmetrien
und Bündigkeiten [3]. Eine Analogie, die den Fahrzeugnutzer bei
der Produktbewertung beeinflussen kann, ist beispielsweise das
Design-Leitthema „Verbindung der Gestaltelemente mit einem
Prof. Dr. Alexander
Müller
lehrt an der
Hochschule Esslin-
gen in der Fakultät
Fahrzeugtechnik.
Sein Fachgebiet ist
die nutzerorientierte
Fahrzeugkonzepti-
on.
M.Sc. Stefanie
Beyer
ist akademi-
sche Mitarbeiterin
an der Hochschule
Esslingen in der
Fakultät Fahrzeug-
technik und ist Pro-
jektbearbeiterin des
Forschungsprojekts
Reallabor Schorn-
dorf.
Cand. B.Eng.
Jana Weller
studiert
an der Hochschule
Esslingen in der
Fakultät Fahrzeug-
technik und arbeitet
aktuell an ihrer
Bachelorthesis mit
dem Titel: „Systema-
tische Generierung
des Interieur- und
Exteriordesigns
eines ÖPNV-Fahr-
zeugs“.
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