Spektrum_HS_Esslingen - page 40

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spektrum 46/2018
INTERNATIONAL
Die Austauschstudenten aus Esslingen (Fakultät Fahrzeugtech-
nik) und Göppingen (Fakultät Mechatronik und Elektrotechnik),
die ich im Rahmen einer Informationsveranstaltung in Tuscaloosa
treffen durfte, waren sehr zufrieden mit ihrem USA-Aufenthalt.
Die Qualität der Lehrveranstaltungen ist mit der Qualität bei uns
vergleichbar. Zudem genießen sie die angenehme Campusatmo-
sphäre und die guten Serviceangebote. Die amerikanischen Stu-
dierenden wiederum schätzen die guten Industriekontakte der
Hochschule Esslingen, den hohen Freizeitwert der Region und
die tollen Reisemöglichkeiten in ganz Europa.
Kooperationen mit anderen Hochschulen, die ebenfalls von Prof.
Balasubramanian koordiniert werden, stehen vor der Einführung.
Mit der Hochschule Offenburg wurde bereits ein gemeinsames
Semester mit einem englischsprachigen Masterstudiengang im
Maschinenbau vereinbart, mit Karlsruhe entsprechend mit dem
Fachbereich Elektrotechnik.
DIE UNIVERSITY OF ALABAMA TUSCALOOSA –
EINE UNIVERISITÄT IN AUFBRUCHSTIMMUNG
Die UA Tuscaloosa ist eine öffentliche Universität, die, so denke
ich, nicht nur aufgrund ihres Profils gut zu unseren technischen
Fakultäten passt, sondern auch eine besondere Aufbruchstim-
mung vermittelt. So stieg die Zahl der Studierenden auf dem
Campus in den letzten zwölf Jahren von
etwa 15.000 auf 38.500, alleine am College
of Engineering von etwa 1.500 auf 6.000
Studierende, inkl. ca. 1.700 Studierenden
in der „Freshman Class“ gegenüber etwa
400 im Jahr 2005. Entsprechend hoch
ist die Bauaktivität auf dem Campus, der
kürzlich noch einmal um ein großes Areal in direkter Nachbar-
schaft erweitert wurde. In den letzten Jahren wurde alle 67 Tage
ein neues Gebäude eingeweiht, immer in Anlehnung an die Ar-
chitektur im Gründungsjahr 1831.
Die UA Alabama profitiert von der insgesamt hohen Nachfra-
ge nach Studienplätzen aus anderen Bundesstaaten. Während
die Studierenden in der Vergangenheit überwiegend aus Alaba-
ma stammten, kommen sie heute überwiegend von außerhalb
(59%). Die Studiengebühren, zwar für unsere Begriffe hoch,
übersteigen auch die Finanzkraft vieler amerikanischer Familien,
jedoch immer noch wesentlich niedriger als an vielen anderen
öffentlichen und vor allem privaten Universitäten, vor allem an
der Ost- und der Westküste. Zudem ist das Bevölkerungswachs-
tum in anderen Staaten wie Florida und Texas so hoch, dass die
eigenen Universitäten dort den Bedarf an Studienplätzen nicht
decken können. Und nicht zuletzt trägt das American Football
Team, welches seit mehreren Jahren vorderste Plätze in der Uni-
versitätsliga belegt, maßgeblich zur landesweiten Bekannheit der
UA Tuscaloosa bei. Viele Bürgerinnen und Bürger identifizieren
sich über den Football mit der Universität, an der sie nie durch
ein Studium persönliche Erfahrungen gesammelt haben. Das
Stadion allein fasst 103.000 Zuschauerinnen und Zuschauer. Mit
bis zu 90 Millionen FernsehzuschauerInnen finden die Events zu-
weilen mehr Beachtung als die Profispiele.
Neben der quantitativen Weiterentwicklung wird großer Wert auf
qualitative Fortschritte gelegt. Im Verhältnis zu der Anzahl der Ba-
chelorstudierenden (Undergraduates) steigt die der Master- und
PhD-Studierenden (Graduates) überproportional. Innerhalb der
Gruppe Graduates steigen die Promotionsabschlüsse stärker im
Vergleich zu den eher berufsqualifizierenden Masterabschlüssen.
Das hängt damit zusammen, dass strategisch viel Wert darauf
gelegt wird, die Forschungsaktivität und damit die Reputation der
UA Tuscaloosa zu verbessern, was sich dann wiederum positiv
auf die Aktualisierung und damit die Qualität der Lehre auswirkt.
In den letzten Jahren wurden einige neue Arbeitsgruppen etab-
liert, die sich beispielsweise mit elektrischen Antrieben, Batterie-
technik oder Car-to-Car Communication befassen und in denen
Studierende im Rahmen von Abschlussarbeiten oder Promotio-
nen beschäftigt sind.
Die enge Zusammenarbeit zwischen der Hochschule Esslingen
und externen Partnern ist Vorbild für die UA Tuscaloosa. Dort wer-
den zwar erfolgreich Drittmittel eingeworben, allerdings haupt-
sächlich über öffentliche Ausschreibungen, zum Beispiel durch
die National Science Foundation (NSF). Die verstärkte Einbin-
dung von Industrieunternehmen, wie es bei uns die Regel ist, wird
als strategisches Ziel der amerikanischen Universität formuliert.
Die steigenden Qualitätsansprüche scheinen sich auch auf die
Attraktivität der Universität auszuwirken. Die Bewerberinnen und
Bewerber für das College of Engineering müssen mittlerweile ei-
nen „High School Score“ (NCA, High School Nationals) von 3.0
schaffen (2007: 2.4), einen Wert, den nur etwa fünf Prozent der
Absolventinnen und Absolventen der High Schools in den USA
erreichen.
DIE PARTNERSCHAFT ZWISCHEN ALABAMA UND
BADEN-WÜRTTEMBERG – EIN MODELL FÜR DIE
VERBINDUNG VON REGIONEN?
Die Idee, die Partnerschaft von Regionen in einem ganzheitlichen
Ansatz zu entwickeln und dabei die Hochschulen einzubeziehen,
kann gerade für Hochschulen für Angewandte Wissenschaften
sinnvoll sein. Wir verstehen uns als stark regionale Akteure und
Prof. Dr. Christian
Maercker
ist Rektor
der Hochschule
Esslingen.
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