Bilanzierung des Förderprogramms „Familien in Wohnungslosigkeit“

Kurzbeschreibung

Das Projekt hat das Ziel, das Förderprogramm "Familien in Wohnungslosigkeit" des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg im Rahmen von fünf Arbeitspaketen zu evaluieren und ein entsprechendes Ergebnis vorzulegen. Zentrale Bestandteile sind quantitative und qualitative Befragungen/Erhebungen in den einzelnen Standorten in Baden-Württemberg sowie workshops. Evaluiert werden verschiedene Arbeitsansätze zur Prävention von Wohnungslosigkeit wie auch Arbeitsansätze in der Wohnungslosenhilfe. Familien in Wohnungslosigkeit systematisch zu betrachten, stellt eine bisherige Lücke in der Praxis und Forschung zur Wohnungsnotfallhilfe dar. Deshalb sind die Erkenntnisgewinne aus diesem Forschungsprojekt von verstärktem Interesse hinsichtlich kommunaler Wohnungs(losen)politik, Sozialpolitik und weiteren Impulsen der Landesregierung. 

Ausgangspunkt

Angesichts der massiven Prekarisierung von Wohn(ungs)verhältnissen sind in der jüngeren Vergangenheit der Handlungsdruck wie auch sozialpolitische Initiativen angewachsen. Es zeigt sich: Immer häufiger sind Familienhaushalte von Wohnungslosigkeit betroffen. Bereits in der GISS-Studie zu „Umfang uns Struktur von Wohnungslosigkeit und Hilfen für Menschen in Wohnungsnotlagen in Baden-Württemberg“ (GISS 2015) wurde die Diversität von Menschen in Wohnungsnotlagen in Baden-Württemberg aufgezeigt und auf die Notwendigkeit der Unterstützung von Familienhaushalten hingewiesen.
In den letzten Jahren steigt die Zahl der Haushalte mit minderjährigen Kindern und Jugendlichen, die Hilfe in den Einrichtungen und Diensten der Wohnungslosenhilfe suchen. Wohnungslose Familien werden zwar vornehmlich von den Kommunen ordnungsrechtlich untergebracht, aber ihr prozentualer Anteil an den Hilfen der freien Wohnungslosenhilfe wächst. Nach Angaben der BAG Wohnungslosenhilfe lebten 2018 21 % der weiblichen und 4 % der männlichen Hilfesuchenden in Haushalten mit minderjährigen Kindern und Jugendlichen. Fast die Hälfte (46 %) waren alleinerziehende Frauen. Auffällig ist, dass Haushalte mit Kindern häufiger erstmalig wohnungslos sind als Haushalte ohne Kinder (71 % ggü. 48 %). Dabei ist die Unterkunftssituation wohnungsloser Familien alarmierend: Knapp 60 % leben bei Familienangehörigen, Partnern und Bekannten in prekären Mitwohnverhältnissen, 9 % sind in Notunterkünften untergebracht und 11 % sind gänzlich ohne Obdach auf der Straße (BAG Wohnungslosenhilfe 2020).
Das Ansteigen der Anzahl der Familien, die von Wohnungslosigkeit bedroht sind oder wohnungslos geworden sind, fordert auch das Hilfesystem heraus, dass bislang nach wie vor primär auf Einzelpersonen ausgerichtet ist. Es stellen sich komplexe Fragen des Leistungsbezuges und der Entwicklung sogenannter „verbundener Hilfen“. Damit ist das Kombinieren von Hilfen aus unterschiedlichen Leistungsbereichen gemeint. Dies erfordert eine engmaschige Steuerung und kommunale Gesamtpläne.


Umsetzung des Projektes

Begleitet und ausgewertet werden 20 Standorte bzw. Ansätze in Baden-Württemberg. Die Evaluation der Ansätze findet unterschiedlich verdichtet statt.
Das Forschungsprojekt geht von folgendem Familienbegriff aus: Familie ist überall dort, wo Menschen dauerhaft Verantwortung füreinander übernehmen und Sorge tragen. Das beinhaltet alle Konstellationen einer Eltern-Kind-Gemeinschaft, also eheliche und nichteheliche Gemeinschaften, gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften sowie für Alleinerziehende mit ledigen Kindern im eigenen Haushalt, bzw. fremduntergebrachte Kinder.

Laufzeit des Projektes: 15.12.2021 bis 30.06.2023

 

Das Forschungsprogamm beinhaltet fünf Arbeitspakete:

  • Arbeitspaket 1: Sichtung der geförderten Projekte und der damit verbundenen unterschiedlichen Ausgangslagen, Bedarfsanzeigen, Foki und Konzepte. Aus der Sichtung ergeben sich zum einen ein Grundraster für die „Steckbrief“ und zum anderen die Ausarbeitung eines Erhebungsinstrumentes mit quantitativen und qualitativen Anteilen.
  • Arbeitspaket 2: Befragungen vor Ort (11 Standorte): Nach Grundabfragen über einen Fragebogen (die auch im Steckbrief wiederverwendet werden) erfolgen qualitative Befragungen zu verschiedenen Zeitpunkten über das Jahr hinweg. Dabei werden Perspektiven auf Bedarfe und Einschätzungen unterschiedlicher Akteur_innen eingeholt und ausgewertet.
  • Arbeitspaket 3: Workshop/Austauschplattform – Teilen von Wissen und Ideen
  • Arbeitspaket 4: Auswertungsphase
  • Arbeitspaket 5: Erstellen des Endberichtes in Form einer Bilanzierungsbroschüre.

 

Organisation- Team

Die Projektleitung liegt bei Prof. Dr. rer. soc. Claudia Daigler. Projektmitarbeiterinnen sind Prof. Christel Althaus, Verena Hofheinz, Maja Mörgenthaler und Maria Nestele.


Literaturauswahl

  • Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (Hrsg.) 2021. Hilfen nach §§ 67 ff. SGB XII für Familien in Wohnungsnotfällen, wohnungslos, H. 1, 63. Jg., Berlin
  • Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (Hrsg.) 2020. Familienunterstützende Hilfe zur Überwindung sozialer Schwierigkeiten nach §§ 67 ff. SGB XII in Wohnungsnotfällen. Empfehlung der BAG Wohnungslosenhilfe. Berlin
  • Daigler, Claudia 2021. Familien in Wohnungslosigkeit – Aspekte an der Schnittstelle von Jugendhilfe und Wohnungslosenhilfe. In Forum Erziehungshilfen, H 4, 28. Jg., S. 208-211.

  • Gesellschaft für innovative Sozialforschung und Sozialplanung e.V. 2015. Wohnungslosigkeit in Baden-Württemberg, Stuttgart
  • Landesarbeitsgemeinschaft der öffentlichen und freien Wohlfahrtspflege Baden-Württemberg 2022. Familien in Wohnungslosigkeit. Hinweise und Empfehlungen zur Verbesserung der Situation von Familien in Wohnungslosigkeit. Positionspapier.

 

Kontakt

Verena Hofheinz und Maja Mörgenthaler, Tel: 0711 397-4599. Das Büro ist in der Regel montags, dienstags und donnerstags besetzt.

E-Mail:projekt-SABP-Familien-in-Wohnungslosigkeit[at]hs-esslingen.de

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