Dr. Fabian Schuster

Herr Schuster Sie haben promoviert aber nicht den klassischen Weg über das Chemiestudium genommen, sondern Sie haben sich als Schüler für den Studiengang Chemieingenieurwesen / Farbe und Lack entschlossen. Wie sind Sie auf diesen Studiengang gestoßen? Und wie haben Sie die Spezialisierung in Richtung Farbe und Lack empfunden?

Das ist richtig. Nach einem kurzen „Schlenker“ über die HS-Reutlingen, habe ich mich entschlossen den Studiengang noch einmal zu wechseln und nach Esslingen zu kommen. Ich erinnere mich noch gut, als ich die Labore besichtigt habe und das erste mal vor einem großen Dissolver/Perlmühle stand. Da dachte ich: Da steckt irgendwie doch mehr dahinter als „nur“ der Autolack. Wobei Rückblickend so ein Lack ja eine ziemlich spannende Sache ist. Ich finde es bis heute faszinierend, was eigentlich alles beschichtet ist. In unserem Alltag kommen wir täglich mit „Lack“ in Kontakt. Sei es das lasierte Holz, der Soft-Feel Lack auf einer hochwertigen PC-Maus oder der hochkratzfeste Autolack. Das zeigt aber auch, dass trotz hoher Spezialisierung es viele Bereiche gibt in denen Lackingenieure arbeiten können.

 

Dieser Studiengang mit seiner Spezialisierung bildet junge Menschen zu Lackingenieuren aus. Welche Vorteile ergeben sich Ihrer Meinung nach für diese Absolventen im Vergleich zu einem Abschluss der Chemie – egal ob dieser an einer Universität oder einer Hochschule für angewandte Wissenschaften erworben wurde?

Aus dem Blickwinkel von Lackherstellern haben Lackingenieure natürlich die ideale Ausbildung erhalten. Deutschlandweit haben Absolvent:innen sicherlich dadurch beste Berufschancen in diesem Industriesegment und auch einen entscheidenden Vorteil gegenüber Absolvent:innen der „klassichen“ Chemie. Was ich persönlich immer sehr geschätzt habe. Egal ob Bachelor oder Master: Mit beiden Abschlüssen kann man in die Industrie gehen. Das ist vielleicht sogar der größte Vorteil gegenüber einem Abschluss der Chemie. Hier wird doch mindestens der Master, wenn nicht die gleich die Promotion gefordert.

 

In Anschluss haben Sie den Master Studiengang Oberflächen- und Materialwissenschaften an der Hochschule Esslingen belegt und dann an der Universität Stuttgart am Institut für Grenzflächenverfahrenstechnik und Plasmatechnologie (IGVP) in Kooperation mit dem Fraunhofer IGB promoviert. Würden Sie diesen ungewöhnlichen Weg nochmal gehen?

So ungewöhnlich fand ich den Weg eigentlich gar nicht. Im Nachhinein wäre es sicherlich einfacher gewesen zu promovieren, wenn der Master an einer Universität gemacht wurde. Die „Weitsicht“ hatte ich damals nicht und der Master in Esslingen und Aalen hatte mich inhaltlich auch zu sehr gereizt, als das ich einen Wechsel an eine Universität im Blick hatte. Am Ende hatte ich aber eine gute Mischung am Institut aus Universitäts- und Hochschulabsolvent:innen, die alle sehr erfolgreiche Promotionen abgelegt haben. Die Zeit im Master als auch dann während der Promotion war sicherlich phasenweise sehr anstrengend aber die Freiheiten von damals hätte ich jetzt gerne immer mal wieder zurück. Es war eine wirklich tolle Lebensphase.

 

Welchen Unterschied haben Sie zwischen dem Studium an einer Universität und einer Hochschule für angewandte Wissenschaften kennengelernt und erfahren?

Das ist jetzt natürlich etwas mehr „Hörensagen“, da ich ja selbst nicht mehr aktiv an der Universität studiert habe. Ich habe aber die ein oder andere Vorlesung an der Universität gehört. Mein Eindruck war schon, dass an der Universität die Stoffmenge an manchen Stellen einfach etwas höher war. An einigen Stellen müssen sich die Studierenden glaube ich etwas stärker selbst durch den Stoff durchbeißen. Da ist die Dareichungsform an den Hochschulen für angewandte Wissenschaften manchmal etwas „freundlicher“. Dennoch, wer einen guten Abschluss an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften gemacht hat, braucht sich ganz sicher nicht vor Universitätsabsolvent:innen zu verstecken.

 

Das Interview führte Elke von Seggern, Professorin im Fachbereich Chemieingenieurwesen / Farbe und Lack

apply

Interesse geweckt? Informier dich! über unser Studienangebot